GEMA-freie Musik im Aufwind
Das wäre doch eine Schlagzeile: „GEMA-freie Musik im Aufwind.“ Vor kurzem hat die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, wie die GEMA mit vollem Namen heißt, einmal wieder die Begründung für eine alternative Verwertungsgesellschaft geliefert. Doch trotzdem ist GEMA-freie Musik, wie sie in dieser Radiosendung gespielt wird, immer noch lange nicht im Aufwind, sondern Nische, Untergrund, Indiependent, … Das soll nun allerdings nicht davon ablenken, dass die GEMA eben doch nicht das „Weltrepertoire an Musik“ vertritt.
Kosten für Diskotheken
Da war vor zwei Wochen zum einen die Diskussion um die geplanten Kosten für Lokale und Diskotheken, die diese an die GEMA in Zukunft entrichten sollen. Groß war die Diskussion über Kostensteigerungen von mehreren hundert Prozent, ohne dass davon im Zweifelsfall auch nur ein Euro an die gespielten Künstler ausgeschüttet wird. Stattdessen verdienen „außerordentliche Mitglieder“ immer an gespielter Musik, gleichgültig von wem und wo. Details dazu finden sich u.a. in der Artikelserie GEMA… nur wohin?
DJ- und Remix-Kultur vs. GEMA-Weltbild
Eines der in der Debatte um die neuen Kosten genannten Argumente zeigt die Unvereinbarkeit des GEMA-Weltbildes mit der DJ- und Remix-Realität auf: Ein DJ mischt aus ganz verschiedenen Musikstücken ein neues, großes, temporäres Werk für nur eine Nacht. Dabei stehen nicht irgendwelche Befindlichkeiten von Verlagen oder Verwertungsgesellschaften im Vordergrund, sondern die Musik für die Tanzfläche. Eine Playlist gibt es meist nicht, viele elektronischen Musiker veröffentlichen ihre Werke jenseits von Verwertungsgesellschaften, zum Teil können (wollen) die Urheber gar nicht ermittelt werden.
Doch genau diese Konstellation stärkt nur die oben genannten „außerordentlichen Mitglieder“ der GEMA: Denn entweder kann ich als Betreiber per Playlist tatsächlich die GEMA-Freiheit der ganzen Nacht nachweisen – oder erkaufe mit einem Pauschalvertrag weniger Bürokratie. (Mit Playlist und Einzelabrechnung würden übrigens kleine Künstler überhaupt vom gespielten Set profitieren.) Pauschalvertrag heißt allerdings, dass der gezahlte Beitrag gemäß des GEMA-Schlüssels unter den Mitgliedern aufgeteilt wird. Und davon profitieren nun einmal die „außerordentlichen Mitglieder“ am stärksten.
GEMA-Vermutung als wunder Punkt
Unterstützt durch die Möglichkeiten des Internets als weltweiter Quelle für Inhalte ist die Remix-Kultur im Aufwand. Es gibt DJ-Sets Podcasts, Sampler, Radiosendungen (wie diese), die ausschließlich auf der Weiterverwendung freier Inhalte basieren. Die GEMA-Vermutung unterstellt dabei allerdings jedem Urheber, dass seine Werke von einer Verwertungsgesellschaft vertreten werden möchten. Eigentlich wäre per Screenshot oder Link schnell der Gegenbeweis angetreten, doch verlangt die GEMA den bürgerlichen Namen eines Künstlers, um in ihrer Datenbank gerade nicht fündig zu werden. Ansonsten wird dem Urheber eben jener Vertretungsanspruch unterstellt.
Agenda für faire Nutzungsrechte
Um zu einer fairen Ausgestaltung von Nutzungsrechten – im Einklang mit dem Urheberrecht – zu gelangen, sind (mindestens) zwei Dinge notwendig: die Beweislastumkehr/Abschaffung der GEMA-Vermutung und eine alternative Verwertungsgesellschaft. Damit haben Urheber, die ihre Rechte gewahrt sehen möchte, die wirkliche Kontrolle über ihre Werke.
1 Anonym schrieb am 10.02.2013 um 22:46 Uhr:
Ich hab mich ein wenig Informiert bei einem Label und da heißt es:
"Jede Tonträger (Audio/wav/midi etc.) - Produktion muss bei der GEMA gemeldet werden. Auch dann, wenn alle Titel auf dem Tonträger GEMA-frei sind (dann fallen natürlich auch keine GEMA-Lizenzen sprich Kosten an). Die Vervielfältigungsmeldung ist keine Anmeldung auf Mitgliedschaft in der GEMA, und es besteht auch nicht die Pflicht Mitglied bei der GEMA zu werden. Geschützt sind die Werke durch das Urheberrecht. Komponist und Texter sind Urheber an Ihren Werken."
Dazu wollte ich mal Wissen wieviele Werke eigentlich so im Jahr Erscheinen. Gut, hatte ich letztes Jahr schon eine Statistik für die letzten 20 Jahre angefertigt weil ich Wissen wollte ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Onlinepiraterie = weniger Kapital für neue Veröffentlichungen. Irgendwann muß sich das doch auch in der Musikwelt niedergeschlagen haben bei den ganzen Statistiken wo Milliarden Verluste beklagt werden, Massenhaftes Labelsterben, Massenhaftes Künstlersterben etc. Das ganze sieht dann so aus:
Jahr/Werke "Stand Juli 2012"
1992: 1.641.900
+1993: 1.750.250
+1994: 1.960.850
+1995: 2.178.125
+1996: 2.295.200
- 1997: 2.234.475
- 1998: 2.178.750
+1999: 2.221.300
+2000: 2.331.600
+2001: 2.462.575
+2002: 2.479.650
+2003: 2.513.025
+2004: 2.570.800
+2005: 2.699.175
+2006: 2.827.875
+2007: 3.017.950
+2008: 3.169.375
+2009: 3.213.075
- 2010: 3.182.425
- 2011: 2.995.425
2012: 1.235.700 (Halbjahr)
Das ist jetzt nicht Gegenstand der Diskussion warum stetig die Anzahl der Veröffentlichungen gestiegen ist, obwohl der IFPI gerne den Pfeil nach unten zeichnet.
Mir geht es darum weshalb man das GEMA Weltrepertoire mit +5 Millionen Werken als nahezu 98% der Veröffentlichten Musik bezeichnet. Die Restlichen 2% sei Freie Musik. Da stimmt doch was nicht. Vorallem geht die Statistik ja noch bis 1900 zurück.
Ich hab mal von meiner Sammlung ( 5000 ) die ersten 100 in der GEMA Datenbank abgetippt mit Klarnamen und schon steht es 75:25 GEMA freie Musik.